Sommerreihe „Den Reichstag entdecken“

25. Juli 2012

2012 07 25 PLH 002

Wenn ich Besucher hier in Berlin empfange, dann hoffen viele, den Blick über die Dächer Berlins von unserer Reichstagskuppel aus genießen zu können. Sobald wir dann einen Rundgang durch die historischen Gänge des Reichstages starten, steht den allermeisten die Überraschung ins Gesicht geschrieben. Denn die Kuppel ist nicht das einzige, was wir hier zu bieten haben: Unzählige Kunstwerke, Anekdoten aus vergangenen Tagen, symbolische Mahnungen und natürlich eine ganze Menge Politisches kann man entdecken, wenn man etwas genauer hinschaut.

In den nächsten Wochen können mich alle interessierten Leser auf einen virtuellen Rundgang durch den Reichstag begleiten. Der erste Halt unserer kleinen Sommertour ist in unmittelbarer Nähe zu meinem Büro. Im Paul-Löbe-Haus. Und wir fragen uns: Wer war denn eigentlich Paul Löbe?

Station 1: Paul-Löbe-Haus

Den Blick zum Kanzleramt gerichtet, den Spreebogen im Rücken – so finden wir eine Büste Paul Löbes im nach ihm benannten und durch seine besondere Architektur imposanten Paul-Löbe-Haus. Der sozialdemokratische Politiker, der von 1920 bis 1933 Mitglied des Reichstages und der letzte demokratische Reichstagspräsident war,  ist Namensgeber für die Räumlichkeiten, die die Ausschüsse des Deutschen Bundestages beherbergen. Die Fachausschüsse tagen immer mittwochs in Sitzungswochen. Dort wird die eigentliche Arbeit geleistet, denn dort wird sachlich gestritten, debattiert und über Lösungen entschieden. Die Bedeutung der Ausschüsse spiegelt sich auch in der Architektur des Gebäudes wieder: ein achtgeschossiger Neubau mit jeweils fünf markanten Seitenkämmen und acht gläsernen Zylindern – der Motor des Parlamentes. Hier sitze ich beispielsweise mit meinen Kollegen aus dem Haushaltsausschuss zusammen und entscheide über Maßnahmen in der Euroverschuldungskrise.

Das Paul-Löbe-Haus ist Teil eines architektonischen Gesamtkonzeptes, dem Band des Bundes, zu dem auch das Bundeskanzleramt und das Marie-Elisabeth-Lüders-Haus gehören. Letzteres, auf der anderen Seite des Spreebogens, liegt im ehemaligen Ostteil der Stadt und beheimatet mit Archiv, Bibliothek und Co. den „Wissensfundus“ des Deutschen Bundestag.

Mit einer Brücke über die Spree hinweg sind das Paul-Löbe-Haus und das Marie-Elisabeth-Lüders-Haus, übrigens benannt nach einer liberalen Politikerin, miteinander verbunden und symbolisieren so die Wiedervereinigung unseres ehemals geteilten Deutschlands.