Langwedel – Morgens halb neun in Völkersen. Der Bäcker ist nicht weit, also liegen Brötchen auf dem Frühstückstisch. Aber dann geht es schon los. Alena und Finja, die Töchter, sie leben vegan. Jeder Aufstrich will also erstmal analysiert sein. Und nicht lange, dann beginnt die Debatte. Da können sich 51-jährige Familienväter warm anziehen, selbst wenn sie zwölf Jahre Diskussionserfahrung aus dem Bundestag in die Waagschale zu werfen haben. „Was ist den Menschen wirklich wichtig, worüber unterhalten sie sich – am Frühstückstisch kann ich mich sehr gut auf dem Laufenden halten“, sagt Andreas Mattfeldt.

Noch nicht lange her, da fehlte Alena bei den zumindest gelegentlichen gemeinsamen Frühstücksrunden. Der Hambacher Forst war wichtiger. Gegen Kohlekraftwerke zog sie zu Felde. „Eine nur kurze Phase“, sagt Andreas Mattfeldt heute. Eine Phase allerdings, die nachwirkt. „Wann steigt ihr endlich aus der klimaschädlichen Energie aus?“ Mit „ihr“ ist die CDU gemeint. Zwar wird Mattfeldt in diesen Debatten nicht müde, auf den nahen Kernkraft- und den fest terminierten Kohle-Ausstieg zu verweisen, eines aber liege ihm besonders am Herzen: „Man kann nicht immer nur Ausstiege verlangen, zumal sie längst beschlossen sind, man muss auch über Einstiege reden. Irgendwo muss der Strom ja herkommen.“

Und da ist es vorbei mit den einfachen Lösungen. Das geht in seinem Wahlkreis los, das setzt sich in Berlin fort. Für den Energie- und Klimafonds ist Andreas Mattfeldt Hauptberichterstatter, als solcher ist er nah dran an den 35 Milliarden Euro, die durch CO2-Zertifikate in die Kassen fließen, und an Projekten, die neue Energien und den Klimaschutz beflügeln. Die 1,1 Millionen aus Berlin für das neue Grün im Allerpark, die Kaufhallen-Parkplätze werden dafür beseitigt, stammen aus dem Klima-Finanztopf. Die knappe halbe Million für neues Grün im Etelser Schlosspark ebenfalls.

Künftig gehe es ihm um neue Energien, es gehe um den Hoffnungsträger der Zukunft, es gehe um Wasserstoff. „Mag sein, dass man Autos noch mit einem Akku ausstatten kann, für Lastwagen reicht das nicht. Da brauchen wir Wasserstoff. Und für größere Reichweiten im Auto eigentlich auch.“ Alles nicht nur dahergesagt. Er pflege Kontakte beispielsweise zu Müll- und Kehrfahrzeughersteller Faun in Osterholz-Scharmbeck, er pflege Kontakte zu Wertstoff-Spezialist Nehlsen mit mehreren Standorten auch im Kreis Verden, zu Energie-Lieferant Hoyer in Visselhövede, zu Stromversorger EWE mit ebenfalls Stützpunkten im Raum Achim und Verden. „Es nützt ja nichts, wenn der eine Wasserstoff-Fahrzeuge herstellt, aber der andere völlig gegenläufige Pläne hat. Die Fahrzeuge müssen abgenommen, sie müssen im täglichen Betrieb ihre Tauglichkeit beweisen, sie müssen weiterentwickelt werden, es müssen Wasserstoff-Tankstellen entstehen, es muss genügend Wasserstoff vorrätig sein.“ Er, sagt Mattfeldt, wolle die Marktteilnehmer zusammenbringen, er wolle ihnen Möglichkeiten in der Region aufzeigen. Und er unterscheidet fein. „Aufgabe der Politik ist es, mittelständische Unternehmen für diesen Themenbereich konkret zu interessieren; es ist nicht Aufgabe der Politik, selbst irgendwelche Projekte initiieren zu wollen. Und Aufgabe der Politik ist es, Fördergelder für solche Firmen-Co-Projekte bereitzustellen.“ Hier gehe es um eine Technologie der Zukunft, hier gehe es um Jobs für Tausende von Menschen. „Diese Entwicklung darf nicht an uns vorbeigehen.“ Eine Zusammenarbeit mit Bremen könne er sich vorstellen, gern auch Hersteller-Standorte in Achim-West.

Ob ihm dann Diskussionen am Frühstückstisch erspart blieben, ist unklar. Wieder Alena. Gelegentlich keime mit ihr eine Diskussion über Autos auf. Aktuell jedoch nicht. „Sie hat keines“, sagt Mattfeldt. Vor allem deshalb, weil es in ihrer Universitätsstadt zu wenig Parkplätze gibt.

VAZ 14.09.2021