Kriegserklärung oder nachhaltige Lösung?

Dem Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) liegt ein Antrag der RWE Dea vor, laut dem das Unternehmen Schadstoffe enthaltendes Lagerstättenwasser in die ausgeförderte Erdgaslagerstätte Völkersen Nord Z3 verpressen möchte. Der Bundestagsabgeordnete Andreas Mattfeldt spricht von einer Kriegserklärung durch die RWE Dea.
VON MICHAEL KERZEL

Langwedel. Die RWE Dea hat den Antrag gestellt, das Giftstoffe enthaltende Lagerstättenwasser in die ausgeförderte Erdgaslagerstätte Völkersen Nord Z3 zu verpressen. Das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) als Aufsichtsbehörde prüft diese Unterlagen nun. Die RWE Dea bezeichnet die Verbringung des bei der Erdgasgewinnung mitgeförderte Lagerstättenwasser als nachhaltige Entsorgung. Der Kreisverdener Bundestagsabgeordnete Andreas Mattfeldt (CDU) wertet den Antrag als Kriegerklärung, und er kritisiert das Bundeswirtschaftsministerium unter Leitung von Sigmar Gabriel (SPD) scharf.

„Ich wundere mich sehr, welche Antwort ich aus dem Ministerium auf meine Forderung nach einem Verpressverbot für Lagerstättenwasser bekommen habe. Während die SPD hier vor Ort leere Versprechungen macht und zumindest oberflächlich auch ein solches fordert, schreibt mir Gabriel, dass er von einem solchen Verbot nichts hält“, sagt Mattfeldt. In dem Brief heißt es: „Auch nach Auswertung der vorliegenden wissenschaftlichen Gutachten ist zur Vermeidung von Umweltgefahren ein generelles Verbot der Entsorgung von Lagerstättenwasser in tiefe Gesteinsschichten nicht zielführend.“ Weiter schreibt Gabriel: „Die Rückführung der natürlichen Lagerstättenwasser in die tiefen Gesteinsschichten, aus denen sie ursprünglich gefördert wurden, kann daher eine umweltverträgliche Lösung des Problems darstellen.“

Gabriels Antwort sei „ein Schlag ins Gesicht für uns in der Region“, sagt Mattfeldt. „Das ist ein Hammer, dass die SPD Seite an Seite mit der RWE Dea eine Verpressung von Lagerstättenwasser befürwortet“, erklärt er. Es sei nicht einsehbar, warum das giftige Lagerstättenwasser verpresst werden solle. „Es gibt Alternativen der Entsorgung – das Abfallprodukt der Erdgasförderung kann so aufbereitet werden, dass das gereinigte Wasser anschließend einer Kläranlage zugeführt werden kann“, meint er.

Die hiesigen Bürgerinitiativen (BI) kritisieren das Vorhaben ebenfalls. Anfang Dezember hatte eine BI übergreifende Arbeitsgruppe ein Papier zum Thema Lagerstättenwasser veröffentlicht. Das Risiko für Mensch, Natur und Umwelt sei zu groß, daher dürfe Lagerstättenwasser nicht in die Bohrung Völkersen Nord Z3 verpresst werden, schreibt die Arbeitsgruppe. Sie betont, dass nach derzeitigem Kenntnisstand niemand mit Sicherheit voraussagen könne, welche chemischen und physikalischen Reaktionen durch das Verpressen zu erwarten seien. „Wir haben natürlich mit diesem Antrag seitens der RWE Dea gerechnet, aber es ärgert mich schon, dass das Unternehmen das direkt vor Weihnachten macht“, meint Gerd Landzettel von der BI No Fracking in Völkersen. Das sei nicht bürgernah. Der Antrag zum jetzigen Zeitpunkt sei aber logisch, da derzeit keine erweiterte Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) vorgeschrieben sei, diese jedoch in einem neuen Gesetzesentwurf angestrebt werde.

Das LBEG hatte die RWE Dea aufgefordert, Alternativen zur heutigen Praxis der Lagerstättenwasserentsorgung zu entwickeln. Das Unternehmen gab eine Studie in Auftrag, nach dieser es am nachhaltigsten sei, das Lagerstättenwasser in die Rotliegend-Gesteinsformation in rund 5000 Meter Tiefe zurückzuführen. „Wir haben beim LBEG beantragt, uns Einblick in die Unterlagen zu gewähren“, sagt Landzettel. Er kritisiert, dass die Studie von der RWE Dea nur in gekürzter Fassung veröffentlicht wurde und daher unklar sei, wie die Ergebnisse zu Stande gekommen seien.

aus Verdener Nachrichten vom 24.12.2014